Generation Internet

Liebe Generation Internet: ich verstehe euch nicht.

Aber damit ihr mich versteht, erkläre ich einmal kurz, wen ich damit meine. Nämlich alle die, die nach 1990 geboren wurden und somit keine Welt ohne Internet, Handy oder Privatfernsehen kennen.

Ich bin jetzt nicht steinalt, aber auch schon lange kein Teeny mehr. Außerdem beschäftige ich mich viel mit modernen Techniken und bin schon über 20 Jahre „im Internet“. Ich will mal eben zusammenfassen, wie „mediale Bespaßung“ bis zu meinem 15. Lebensjahr aussah.

Bis ich 12 war, hatten wir einen (1) Fernseher im Haus. Der stand im Wohnzimmer, war noch lange schwarzweiß und hatte drei (3) Programme. ARD, ZDF, NDR 3. Ende. Mehr gab es nicht. Das Telefon stand im Esszimmer, mit Kabel an der Wand und hatte eine Wählscheibe. Als wir dann irgendwann Mitte/Ende der 1980er Jahren Kabelfernsehen bekamen, war das schon eine Revolution. Auf einmal hatte man noch Sky, Holland 1 – 3 und TV5. Und zur selben Zeit kamen dann auch die privaten Sender langsam in die Wohnzimmer. Sat1 und RTL.

Mit 12 bekam ich meinen ersten, eigenen Fernsehr. Und das auch nur deswegen, weil ich einen C64 bekam und dafür brauchte man einen Fernseher/Monitor. Und in den nächsten 8 Jahren tat sich dann nicht viel mehr. Die Fernseher wurden größer (und alle in Farbe), die Sender mehr und es kam ein PC als Ersatz für den C64.

In der Oberstufe (genauer 11. Klasse Gymnasium) kam ich dann das erste mal mit Netzwerken in Kontakt. Im Computerlabor der „Computer AG“ der Schule. 8 386er PCs „IBM Kompatibel“ mit Koaxialkabel im Ring vernetzt. Und wir haben darauf DOOM gespielt. Und das war wie eine Erleuchtung. Mit- und gegeneinander am PC spielen. Besonders beliebt war dann „VGA Planets“, ein PBEM (play by email) Spiel.

Mit 20 hatte ich meinen ersten, eigenen Internetanschluss. Ein 28.8 TQV Modem der Firma Elsa für 500 DM. 2 oder 3 Jahre später ISDN. Und damit dann Flatrates und schlussendlich DSL. Der Rest ist Geschichte.

Aber bis in das Jahr 2000 war „Internet haben“ eher die Ausnahme und nicht selbstverständlich. Von den zu transferierenden Datenmengen ganz zu schweigen.

Und heute? Heute wird gejammert, wenn im hintersten Kuhdorf kein High Speed Mobile Internet zu haben ist, wenn der Download des neuesten Egoshooters (DOOM) länger dauert als 2 Stunden, weil man ja erst 50GB an Daten saugen muss. (Rückblick: die Festplatte auf der ich mein Ur-DOOM hatte war 540MB groß und galt als riesig.) Und es wird genöhlt, wenn Serie X nicht sofort und auf der Stelle verfügbar ist und auch gleich komplett übersetzt. Verabredungen laufen nur noch über Whatsapp und man kann von Glück reden, wenn sich alle daran halten, denn über Whatsapp kann man nicht nur fix zu- sondern auch absagen.

Klar ist es toll solche Sachen wie Netflix zu haben und Serien zu schauen, ohne nervige Werbeeinblendungen und immer dann wenn man Zeit und Lust hat. Aber das Leben ohne geht auch. Ich kann mich selber nicht frei sprechen davon, aber immer wenn ich mit Freunden unterwegs bin, sie besuche oder sie zu mir kommen, dann versuche ich das Handy weg zu legen und nicht ständig drauf zu schielen. Es gibt sehr viel Leben ohne Internet und Datenautobahn.

Wenn also das nächste mal euer „High Speed Datenvolumen“ aufgebraucht ist oder der Anschluss gestört: nicht aufregen. Nehmt ein Buch in die Hand, geht Freunde besuchen oder legt euch eine Stunde in die Badewanne. Lebt einfach mal wieder.

Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wo ich mit dem Beitrag hier hin wollte. Als ich ihn angefangen hatte, waren noch mehr Gedanken in meinem Kopf, aber die sind irgendwie weg. Ich jetzt auch. Bis denn ;)

Bild: Andrea Damm  / http://www.pixelio.de

Nachtrag: weil es passt!